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Interview mit dem Regisseur von ‚Hotel California‘ Patrick Merz
Wir haben Patrick Merz zum Skype- Interview getroffen. Darin hat er uns über seine Arbeit als Filmemacher und die Entstehung des Films ‚Hotel California‘ erzählt. Außerdem wollten wir von ihm wissen, wie er die Situation für geflüchtete Menschen in Deutschland einschätzt und wie er sich mit seinem Film in diese Diskussion einbringen möchte.
Hallo Patrick, wie bist du zum Filmemachen gekommen?
Ich habe meinen ersten Film mit 10 Jahren gemacht. Bin dann durch die Jugendarbeit zum Filmemachen gekommen. Ich habe damals Sozialpädagogik studiert und habe dort mit Jugendlichen kleine Filme gedreht. Das Fernsehen ist auf die Arbeit aufmerksam geworden und dadurch bin ich eigentlich erst richtig zum Filmemachen gekommen.
Warum hast du dich dazu entschlossen den Film „Hotel California“ zu drehen?
Als 90 Minuten Kinofilm, wie er mal geplant war, konnten wir ihn nicht finanzieren. Wir hatten aber durch Hilfe von Fördergeldern die Möglichkeiten daraus einen Kurzfilm zu machen.
Was soll der Film deiner Meinung nach bewirken und aussagen?
Der Film wurde eigentlich von der Realität eingeholt. Als ich das Drehbuch geschrieben habe, habe ich mir keine Geschichte ausgedacht, sondern einzelne Geschichten von Geflüchteten zusammengefügt. In der Darstellung kann es manchmal etwas überspitzt wirken, zwischenzeitlich ist viel davon aber zur Realität geworden. Meiner Meinung nach sagt der Film aus, dass wir das alles selbst in der Hand haben. Dass wir etwas daran ändern können, wie gerade die Situation ist. Der Film soll einfach bewirken, dass mann/frau über die Situationen der Flüchtlinge redet und sich darüber austauscht.
Wie lange hat die Produktion des Films gedauert?
Die komplette Produktion hat knapp 1 ½ Jahre gedauert. Das war total viel Arbeit. Wir haben einen Teaser gedreht, haben Castings veranstaltet, mussten Technik zusammensuchen, haben Locations gesucht. Letztendlich haben wir zehn Tage am Stück gedreht und danach noch mal drei Tage.
Was ist deine Lieblingsstelle?
Das ist sehr schwierig. Eine der gelungensten und schönsten Stellen finde ich, ist da, wo Ehsan mit seiner Papierblume raus kommt und Mira auf dem Trecker sitzt und ihm hinterherschaut. Das hat Mira auch sehr schön gespielt. Filmtechnisch finde ich den Schluss am besten. Angefangen, wo er von der Polizei mitgenommen wird und dann bis zum Schluss. Mein Ziel war es, dass die Zuschauenden das Ende nicht ahnen können.
Denkst du, dass das Medium Film zu einer anderen Meinung anregen kann?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Meiner Meinung gibt es zwei Seiten. Einerseits glaube ich, dass wir gerade sehr festgefahren sind und die Menschen nicht bereit sind, einen Schritt in die andere Richtung zu tun. Das zeigen auch die rechtsextremen Tendenzen die wir haben und das nicht nur hier in Deutschland. Auf der anderen Seite habe ich natürlich auch eine optimistische Haltung, sonst hätte ich den Film nicht gemacht. Die Kinder und Jugendlichen die diesen Film anschauen, können sehen dass man etwas bewegen kann. Und vor allem war es auch für diejenigen die bei den Film mitgewirkt haben eine sehr wichtige Erfahrung und da ist ganz viel passiert.
Mit welcher Person aus dem Film würdest du dich identifizieren?
Mit dem Regisseur, der am Ende zu hören ist und ‚Cut‘ ruft (lacht). Nein, im Ernst, ich kann mich mit keiner der Personen identifizieren, weil ich die Geschichte selbst geschrieben habe. Andererseits sind die Figuren auch aus mir entstanden. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich ein Nazi bin, sondern ich glaube, dass wir alle auch rassistische Teile in uns tragen, weil die auch in der Gesellschaft existieren.
Wie gehst du mit dem Thema Rassismus um?
Das macht mich sehr zornig. Ich kann Rassismus nicht ausstehen. Es macht mich unglaublich wütend. Ich versuche Rassismus da zu bekämpfen, wo er mir begegnet. Mit meinen Theaterstücken und Filmen. Ich denke wir alle haben Vorurteile. Es ist aber wichtig sich gegen den inneren und äußeren Rassismus zu wenden und sich damit auseinanderzusetzen. Ich versuche einfach, nicht rassistisch zu sein. Das ist ganz schön viel Arbeit.
Wie stehst du zu der Flüchtlingspolitik in Deutschland?
Ich glaube, dass das Problem nicht ein deutsches, sondern ein europäisches Problem ist. Ich finde es ein bisschen scheinheilig zu glauben, dass das Problem nicht vorhersehbar war. Es hat sich meiner Meinung nach lange angekündigt, dass es sich die Situation so entwickelt. In gewissem Sinne sind wir auch mit dafür verantwortlich, dass die Situation überhaupt so entstanden ist. Es hat deshalb meiner Meinung nach keinen Sinn, die Grenzen dicht zu machen und die Geflüchteten nicht mehr herein zu lassen. Wir sollten anfangen uns zu fragen was es bedeutet mit diesen Menschen zu leben. Wir sollten sagen ‚ja‘ wir wollen mit diesen Menschen leben und uns darauf einlassen.
Das Interview wurde transkribiert und bearbeitet von Jule und Miguel.
Ich bin Natascha
Ali und Stefan Erklärfilm zu Abschiebung
Über Uns
Geschichte einer Flucht
Jacques‘ Tagebuch
Die Geschichte einer Flucht
Eine fiktive Erzählung von Pia und Lucia
Hey du… Ja, genau du!
Ich möchte dir meine Geschichte erzählen. Aber zuerst stelle ich mich mal vor…
Ich bin Jacques, 21 Jahre alt und komme aus Frankreich. Ich lebe seit 3 Jahren in Hannover und studiere dort Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften. Ich hatte bisher ein sehr aufregendes und teilweise schwieriges Leben, von dem ich dir jetzt erzählen möchte.
Alles begann am 01.07.2011 gegen 23:00.
Ich war zu dem Zeitpunkt 15 Jahre alt und ging in die neunte Klasse eines Gymnasiums in einer nordfranzösischen Stadt. Es ging uns gut, wir waren verhältnismäßig wohlhabend und hatten ein schönes Leben. Doch als wir an diesem Abend die Nachrichten sahen, waren wir erschrocken! Es würde Krieg geben, sagten sie. Wir waren nicht mehr sicher und mussten uns schnell überlegen, wie es jetzt weiter gehen soll. Wo sollten wir jetzt hin und würden wir es überleben ?
Keiner wusste es!
Meine Eltern und wir Kinder ( Sophie, 17, und ich ) setzten uns zusammen und dachten eine lange Zeit darüber nach, bis wir zu dem Schluss kamen, dass wir nach Deutschland flüchten werden. Wir wollten mit dem Auto bis zum Hafen fahren und von dort mit dem Schiff weiter nach Deutschland. Wir entschieden uns, bereits in zwei Tagen zu fahren. So hatten wir noch etwas Zeit uns von Verwandten und Freunden zu verabschieden und unsere Sachen zu packen.
2.7.,3:23
Ich saß alleine in meinem Zimmer vor einer großen Tasche und einem Haufen Klamotten. Ich konnte das nicht, ich konnte es einfach nicht. Weg von hier, weg von meinen Freunden und meiner gewohnten Umgebung, rein in ein völlig fremdes Leben, umgeben von völlig fremden Menschen und fremden Kulturen, einer fremden Sprache. Und das alles ganz plötzlich und ungewollt.
Aber ich konnte es nicht ändern. Wie denn auch?
Ich musste damit leben, und das würde ich auch schaffen. Es war sicherer für uns. Also packte ich meine Klamotten in die Tasche und holte meine wichtigsten Sachen aus dem Bad. Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo. Das sollte erstmal reichen. Ich stellte die Tasche in eine kleine Nische in meinem Zimmer und nahm die Bilder von meinen Freunden von meiner Wand. Ich setzte mich auf mein Bett und sah sie an, bevor ich sie hastig in meine Tasche steckte.
Mir war nicht zum Weinen zumute und auch nicht nach Ausrasten oder so. Ich hatte plötzlich ein ganz schreckliches Gefühl von Übelkeit und Schwindel und hätte am liebsten geschlafen, aber es ging nicht, weil mir einfach zu viele Gedanken im Kopf schwirrten.
Würden wir heil in Deutschland ankommen? Würde ich Freunde finden? Hätten wir ein Zuhause?Ich konnte es einfach nicht wissen. Ich saß betrübt in meinem Bett, bis ich nach langer Zeit in einen Tiefschlaf fiel.
02.07.2011, 11:16
Ich wachte auf. Die warme Sommersonne schien mir ins Gesicht. Ich hatte länger geschlafen als sonst und konnte mich nicht daran erinnern etwas geträumt zu haben. Es ging mir gut, bis ich den Koffer in der Ecke meines Zimmers sah. Sofort war ich wieder erschüttert und traurig. Aber das hielt mich nicht davon ab aufzustehen, mir etwas anzuziehen und mich auf den Weg zu meinen Freunden zu machen, um mich zu verabschieden.
12:23
Eine Email erreichte mich.
Liebe Freunde,Verwandte und Familie,
Es tut uns leid, dass wir euch nicht persönlich Bescheid sagen konnten. Wir haben uns dazu entschieden, in ein sicheres Land zu gehen und vor dem Krieg zu fliehen. Wir werden versuchen sicher anzukommen und uns bei euch melden, sobald wir die Möglichkeit dazu finden.
In Liebe,
Clara, Jêromê, Beátrice und Calviń
Das konnte nicht sein..
Clara war meine beste Freundin, und jetzt war sie weg. Einfach so, und vermutlich würden wir uns nie wieder sehen. Mir lief eine Träne über die Wange und es wurden immer mehr. Ich konnte nicht mehr. Ich setzte mich auf den kleinen Treppenabsatz vor dem Haus und vergrub mein Gesicht in den Händen.
Ich muss wohl ziemlich lange so dagesessen haben. Als ich mich wieder aufrecht hinsetzte, dämmerte es draußen und ich musste langsam wieder zurück. Langsam schlenderte ich durch die endlos langen Straßen. Müde und erschöpft von meinem langen Tag.
20:03
Ich war wieder zuhause. Meine Gedanken kreisten um den nächsten Tag, die nächsten Wochen, die nächsten Monate und Jahre. Als ich zuhause ankam, stand ich vor einem großen Haufen von Taschen und Koffern. Ich hörte meine Eltern reden und meine Schwester fluchen. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass wir morgen hier weg sein würden.
Ich ging in die Küche und nahm mir ein Glas Wasser. Ich überlegte, ob wir die nächsten Tage überhaupt noch etwas zu trinken bekommen würden, deswegen nahm ich vorsichtshalber eine große Flasche Wasser mit in mein Zimmer und stopfte sie in den letzten freien Platz in meiner Tasche.
20:25
Ich legte mich in mein Bett. Mit den Kopfhörern in den Ohren schlief ich ein.
03.07.2011, 5:34
– Hey, Jacques, steh auf, wir müssen los!
– Was, jetzt!?
– Ja, jetzt, beeil dich bitte!
– Ja, bin gleich unten…
Okay, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Jetzt schon los? So früh morgens?
Ich stand auf, zog mir was an, nahm meine Tasche und trug sie runter. Meine Eltern waren sehr hektisch und aufgeregt, ich fühlte in dem Moment gar nichts. Sophie liefen ein paar Tränen übers Gesicht und sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln, welches aber ziemlich unwirklich rüber kam.
12:33
Die ganze Fahrt über waren wir alle still. Keiner traute sich etwas zu sagen.
Als wir dann an dem großen Hafen ankamen und unsere Sachen aus dem Auto holten, ging es erst richtig los. Überall waren Menschen und wir wurden regelrecht umgeschubst. Als wir dann endlich auf dem Schiff waren, setzten wir uns als Familie zusammen und beteten, dass alles gut gehen wird.
Viele Tage verbrachten wir gemeinsam auf dem Schiff. Irgendwann kam die erlösende Durchsage, dass wir nun Deutschland erreicht hätten. Wir waren froh, dass alles gut gelaufen war und wir sicher angekommen waren. Doch auf dem Weg runter vom Schiff, hinein in ein sicheres Leben wurde unsere Familie förmlich auseinandergerissen. Wir wurden in dem Gedrängel in verschiedene Richtungen geschubst. Ich wurde von meiner Familie getrennt. Von da an stand ich auf eigenen Beinen.
Heute, fast 5 Jahre später, sitze ich hier und denke über all das nach. Hätte es anders laufen können? Was ist mit dem Rest meiner Familie passiert, leben sie noch?
Ich selber habe es geschafft, mir ein halbwegs gutes Leben zu machen. Ich wohne in Hannover in einer kleinen Wohnung am Standrand und habe es schnell geschafft, mich an die neue Umgebung und die Menschen zu gewöhnen. Das einzige, was mich stört ist, dass ich sehr wenig Geld habe und oft auf der Straße angesprochen werde. Vor einiger Zeit saß ich am Nachmittag auf einer kleinen Bank im Park, als auf einmal eine Frau mit einer Tüte Klamotten auf mich zukam, weil sie mich für einen Obdachlosen hielt. Ich habe versucht ihr zu erklären, dass ich die Sachen nicht brauche, aber davon wollte sie nichts hören. Sie legte den Sack neben mich und ging. Es war zwar nett von ihr, dass sie sich um andere Menschen kümmert und ihnen helfen will, aber dennoch macht es mich traurig, wenn ich als Obdachloser abgestempelt werde, nur weil ich nicht die teuersten Klamotten trage.
Das war meine Geschichte.
Jaques
Interview mit dem Filmemacher und Schauspieler Meisam
Verwechselung
Jaques ist ein 21 jähriger Franzose, der als Student nach Deutschland gekommen ist. Er wird oft mit einem Flüchtling verwechselt, somit ist sein Leben nicht einfach.
Er war mit seinem Freund draußen. Sie saßen auf einem altem Baumstamm und spielten an seinem Handy Minecraft. Nach einiger Zeit sind sie nach Hause gelaufen, als auf einmal ein Mädchen ihnen entgegen kam. Das Mädchen gab Jaques eine Tüte in die Hand und ging sofort wieder weg. Die beiden fragten sich, wieso er jetzt eine Tüte bekommen hatte. Sie schauten in die Tüte und sahen, dass Kleidung drinnen lag. Jaques brauchte keine Kleidung, denn er hatte genug. Aber sie fragten sich, wieso dieses Mädchen ihm die Kleidung gegeben hatte. Sie brauchten sie nicht, somit warfen sie die Tüte auf den Boden. Sie wollten schnell weg, falls noch jemand kommen und noch mehr Kleidung oder sogar vielleicht noch Essen bringen würde. Er schaute seinen besten Freund verwirrt an?! Beide kamen auf die Vermutung, dass es sein könnte, dass das Mädchen Jaques mit einem Flüchtling verwechselt hatte, denn Jaques sah nicht aus wie ein normaler Franzose und man konnte nicht vermuten, dass er in Deutschland wegen des Studiums wäre.
Viele Menschen werden wegen ihrer Art abgestempelt ohne viel über sie zu wissen. Manche Leute denken, dass die Menschen Hilfe in ihrem Leben brauchen oder arm sind. Wenn man nicht viel über das Leben von anderer Menschen weiß, sondern nur über das äußere eines Menschen und deren Charakter bestimmt, sollte man sich zurück halten.
Jaques (Fotostory)
Jaques lebt in einem Mehrfamilien Haus mit seinen Eltern und seinem Hund Balu. Er kommt ursprünglich aus Frankreich, ist aber in Deutschland aufgewachsen. Er ist 21 Jahre jung und macht ein Wirtschafts- und Gesellschaftsstudium in Hannover. Anne ist die beste Freundin von Jaques. Sie sind schon seit 10 Jahren befreundet. Sie lebt auch in Hannover und ist 22 Jahre alt.
BILD 1:
tödlicher Autounfall
BILD 2:
Nachdem Jaques die Nachricht bekommen hat, liegt er im Bett und ruft weinend seine Freundin Anne an. Sie sagt zu und kommt vorbei.
BILD 3:
Er lebt nun mit Anne zusammen.
BILD 4:
Sie gingen an einem Montag mit Balu in die Stadt.
BILD 5:
Eine alte Frau kam mit einem Beutel voll Klamotten auf sie zu und gab sie ihnen.
BILD 6:
Er weist die Frau zurück, da er diese nicht benötigt.
BILD 7:
Er dachte nicht drüber nach, denn er hatte anderes im Kopf.
Bild 8:
Er kam zuhause an und dachte über die Situation in der Stadt nach.
Bild 9:
Am nächsten Tag ging er wieder in die Stadt und traf die Frau.
Bild 10:
Er sprach sie auf das Thema an.
Bild 11:
Er trat vor den Spiegel und überlegte, ob er auch das Aussehen eines Flüchtlings hätte.
Wir wollten damit ansprechen, dass nicht jeder, der anders aussieht, ein Flüchtling ist. Man sollte niemanden verurteilen wegen seines Aussehens.