Interview mit dem Regisseur von ‚Hotel California‘ Patrick Merz

Wir haben Patrick Merz zum Skype- Interview getroffen. Darin hat er uns über seine Arbeit als Filmemacher und die Entstehung des Films ‚Hotel California‘ erzählt. Außerdem wollten wir von ihm wissen, wie er die Situation für geflüchtete Menschen in Deutschland einschätzt und wie er sich mit seinem Film in diese Diskussion einbringen möchte.

File 09-02-16 20 19 22 File 09-02-16 20 20 55 File 09-02-16 20 21 40

 

Hallo Patrick, wie bist du zum Filmemachen gekommen?

Ich habe meinen ersten Film mit 10 Jahren gemacht. Bin dann durch die Jugendarbeit zum Filmemachen gekommen. Ich habe damals Sozialpädagogik studiert und habe dort mit Jugendlichen kleine Filme gedreht. Das Fernsehen ist auf die Arbeit aufmerksam geworden und dadurch bin ich eigentlich erst richtig zum Filmemachen gekommen.

Warum hast du dich dazu entschlossen den Film „Hotel California“ zu drehen?

Als 90 Minuten Kinofilm, wie er mal geplant war, konnten wir ihn nicht finanzieren. Wir hatten aber durch Hilfe von Fördergeldern die Möglichkeiten daraus einen Kurzfilm zu machen.

Was soll der Film deiner Meinung nach bewirken und aussagen?

Der Film wurde eigentlich von der Realität eingeholt. Als ich das Drehbuch geschrieben habe, habe ich mir keine Geschichte ausgedacht, sondern einzelne Geschichten von Geflüchteten zusammengefügt. In der Darstellung kann es manchmal etwas überspitzt wirken, zwischenzeitlich ist viel davon aber zur Realität geworden. Meiner Meinung nach sagt der Film aus, dass wir das alles selbst in der Hand haben. Dass wir etwas daran ändern können, wie gerade die Situation ist. Der Film soll einfach bewirken, dass mann/frau über die Situationen der Flüchtlinge redet und sich darüber austauscht.

Wie lange hat die Produktion des Films gedauert?

Die komplette Produktion hat knapp 1 ½ Jahre gedauert. Das war total viel Arbeit. Wir haben einen Teaser gedreht, haben Castings veranstaltet, mussten Technik zusammensuchen, haben Locations gesucht. Letztendlich haben wir zehn Tage am Stück gedreht und danach noch mal drei Tage.

Was ist deine Lieblingsstelle?

Das ist sehr schwierig. Eine der gelungensten und schönsten Stellen finde ich, ist da, wo Ehsan mit seiner Papierblume raus kommt und Mira auf dem Trecker sitzt und ihm hinterherschaut. Das hat Mira auch sehr schön gespielt. Filmtechnisch finde ich den Schluss am besten. Angefangen, wo er von der Polizei mitgenommen wird und dann bis zum Schluss. Mein Ziel war es, dass die Zuschauenden das Ende nicht ahnen können.

Denkst du, dass das Medium Film zu einer anderen Meinung anregen kann?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Meiner Meinung gibt es zwei Seiten. Einerseits glaube ich, dass wir gerade sehr festgefahren sind und die Menschen nicht bereit sind, einen Schritt in die andere Richtung zu tun. Das zeigen auch die rechtsextremen Tendenzen die wir haben und das nicht nur hier in Deutschland. Auf der anderen Seite habe ich natürlich auch eine optimistische Haltung, sonst hätte ich den Film nicht gemacht. Die Kinder und Jugendlichen die diesen Film anschauen, können sehen dass man etwas bewegen kann. Und vor allem war es auch für diejenigen die bei den Film mitgewirkt haben eine sehr wichtige Erfahrung und da ist ganz viel passiert.

Mit welcher Person aus dem Film würdest du dich identifizieren?

Mit dem Regisseur, der am Ende zu hören ist und ‚Cut‘ ruft (lacht). Nein, im Ernst, ich kann mich mit keiner der Personen identifizieren, weil ich die Geschichte selbst geschrieben habe. Andererseits sind die Figuren auch aus mir entstanden. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich ein Nazi bin, sondern ich glaube, dass wir alle auch rassistische Teile in uns tragen, weil die auch in der Gesellschaft existieren.

Wie gehst du mit dem Thema Rassismus um?

Das macht mich sehr zornig. Ich kann Rassismus nicht ausstehen. Es macht mich unglaublich wütend. Ich versuche Rassismus da zu bekämpfen, wo er mir begegnet. Mit meinen Theaterstücken und Filmen. Ich denke wir alle haben Vorurteile. Es ist aber wichtig sich gegen den inneren und äußeren Rassismus zu wenden und sich damit auseinanderzusetzen. Ich versuche einfach, nicht rassistisch zu sein. Das ist ganz schön viel Arbeit.

Wie stehst du zu der Flüchtlingspolitik in Deutschland?

Ich glaube, dass das Problem nicht ein deutsches, sondern ein europäisches Problem ist. Ich finde es ein bisschen scheinheilig zu glauben, dass das Problem nicht vorhersehbar war. Es hat sich meiner Meinung nach lange angekündigt, dass es sich die Situation so entwickelt. In gewissem Sinne sind wir auch mit dafür verantwortlich, dass die Situation überhaupt so entstanden ist. Es hat deshalb meiner Meinung nach keinen Sinn, die Grenzen dicht zu machen und die Geflüchteten nicht mehr herein zu lassen. Wir sollten anfangen uns zu fragen was es bedeutet mit diesen Menschen zu leben. Wir sollten sagen ‚ja‘ wir wollen mit diesen Menschen leben und uns darauf einlassen.

 

Das Interview wurde transkribiert und bearbeitet von Jule und Miguel.